Große Kurrende

Eine Welt ohne Tränen – der Traum des Johannes

Familiengottesdienst mit Taufgedächtnis

Wie Gott uns zu trösten vermag, dieser Frage widmeten sich am 12. November der Thomanernachwuchs der Klassen 1 und 2 der Grundschule forum thomanum, die Große Kurrende der Singschule St. Thomas und die Junge Gemeinde der Thomaskirche mit Musik, Anspiel und Agapemahl. Nach einem andächtigen und zugleich lebendigen Familiengottesdienst genossen wir beim anschließenden Familienbrunch ein besonderes Miteinander von kleinen Kindern und Jugendlichen.

Um Johannes Gedanken und seinen Traum besser zu verstehen, laden wir Euch ein, die Predigt von Pfarrer Martin Hundertmark nachzulesen.

Eine Welt ohne Tränen ist eine wunderbar schöne Welt, liebe Kinder, liebe Erwachsene.

Niemand ist mehr traurig.
Niemand weint.
Niemand braucht Angst vor irgendetwas zu haben.
Niemand hat Schmerzen.
Niemand muss leiden.

„Eine Welt ohne Tränen“ – was für ein wunderbarer Traum. Denn unsere Welt sieht doch deutlich anders aus.

Ich will euch heute von einem Mann erzählen. Er träumte diesen Traum von der Welt ohne Tränen.

Sein Name war Johannes. Johannes lebte vor vielen, vielen hundert Jahren. Das ist so lange her, dass ihr euch das kaum vorstellen könnt. Seine Heimat war eine Insel. Damals gab es natürlich kein Telefon, keinen Fernseher und auch kein Internet. Deshalb musste Johannes, wenn er mit jemanden Kontakt haben wollte, Briefe schreiben.

Johannes schreibt Briefe, lange Briefe. Denn er möchte den Menschen Hoffnung geben. Ihr Welt damals war schrecklich. Sie konnten nicht ohne Ärger, ohne Verfolgung oder Bestrafung in die Kirche gehen, um zu beten oder Gottesdienste zu feiern. Viele Menschen haben unter der Gewalt gelitten.

Tränen und Leid gehörten zum Alltag.
Johannes ist sehr gläubig. Er vertraut auf Gott.
Und ganz tief in seinem Herzen spürt er:
Gott ist mit mir. Gott begleitet mich auch jetzt in dieser sehr schwierigen Zeit.
Johannes behält seine Hoffnung. Das tröstet ihn.

Aber es geht noch weiter. Johannes denkt, wenn es mich tröstet, dann kann ich auch etwas für andere Menschen tun, denen es ähnlich geht. Dann kann ich versuchen, meine Hoffnung weiterzugeben und sie zu trösten. Deshalb setzt sich Johannes hin und schreibt Briefe. Vorhin haben wir einen ganz kleinen Abschnitt aus dem Brief des Johannes gehört.

Dort heißt es: Gott wird abwischen alle Tränen.

Mich spricht dieser Vers sehr an, liebe Kinder, liebe Erwachsene. Denn Gott handelt hier wie eine Mutter oder wie ein Vater, der sich ganz liebevoll um sein Kind kümmert, wenn es traurig ist.

Ihr kennt das sicherlich, liebe Kinder. Wenn ihr einmal traurig seid und die Tränen über die Wange kullern, dann kommt Mama oder Papa und wischt euch die Tränen ab, nimmt euch in den Arm und tröstet euch.

Johannes schreibt den traurigen Gemeinden:
Gott tröstet euch wie euch eine Mutter tröstet.

Auch wenn ihr es euch jetzt gerade überhaupt nicht vorstellen könnt: Die Zeit der Traurigkeit und die Zeit des Leidens wird vorbeigehen.
Gott hat für euch eine Zukunft. Ihr habt eine Zukunft.
Ja, aber wann wird das denn sein?
Warum ist nicht morgen alles wieder gut?
Wieso kann das schöne und glückliche Leben nicht für immer sein?

Auf diese Frage kann auch Johannes keine Antwort geben. Denn er kennt die Zeit nicht. Er hat keinen Kalender, in dem steht:
Ab heute bist du nicht mehr traurig.
Was er aber kann ist dies:

Er schreibt den Menschen: Vertraut auf Gott. Er wird euch niemals verlassen. Selbst dann, wenn ihr das Gefühl habt, es geht nicht mehr weiter oder niemand versteht mich, oder alle sind gegen mich: genau dann wird Gott für euch da sein. Mit ihm könnt ihr reden – zu ihm könnt ihr beten.

Gott wird abwischen alle Tränen.

Und noch etwas schreibt Johannes in seinem Brief.
Haltet zusammen. Stärkt eure Gemeinschaft
.

Lasst euch nicht einreden, dass es besser ist, wenn jeder nur an sich denkt. Stärkt eure Gemeinschaft, indem ihr miteinander teilt. Wo das geschieht, wird Gott mitten unter euch sein. Deshalb, liebe Kinder, liebe Erwachsene, feiern wir gleich miteinander das Agapemahl. Wir werden Brot und Weintrauben teilen als Zeichen der Liebe Gottes.

Amen.

Bildnachweis: Thomas Heinrich

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